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Windmühle

Windmühlen sind Maschinen, die die Windenergie ausnutzen, um mechanische Arbeit zu leisten. Auch das umschließende Bauwerk nennt man Windmühle. In der Technikgeschichte gilt das zugehörige Windrad mit segelähnlichen Flügeln neben dem Wasserrad als die älteste Kraftmaschine der Menschheit.

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Windmühlen auf Mykonos

Geschichte

Windmühlen wurden schon vor über 1000 Jahren in Asien benutzt, nach einem alten Schriftstück soll es in Persien schon im 7. Jahrhundert die ersten Horizontalwindmühlen gegeben haben. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden die ersten Windmühlen in Europa errichtet.

Vermutlich wurden die Kenntnisse dazu von den Kreuzrittern aus Kleinasien mitgebracht. Andere Quellen gehen davon aus, dass die Araber die Mühlentechnik bei ihrer Eroberung Spaniens mitgebracht haben.

Windmühlen wurden ursprünglich zum Mahlen von Getreide verwendet, später auch für andere Materialien wie z.B. Gips oder Gewürze. Des weiteren wurden Windmühlen als Antrieb für Ölpressen oder Wasserpumpen (diese seit 1394 belegt) eingesetzt.

Mit der Windmühle konnte der Müller auch einfache Botschaften übermitteln. Durch verschiedene Flügelstellungen und Bespannung konnte er den Grund für Betriebspausen anzeigen, z.B. Reparaturarbeiten, Trauerfall in der Familie oder Feierabend.

Die Verbreitung der Windmühlen ist zurückgegangen, auch wenn es seit den Achtziger Jahren einen Aufschwung gibt. In Holland waren im 19. Jahrhundert mehr als 9.000 Windmühlen im Einsatz, deren Bestand auf 900 geschrumpft ist. In den USA sollen um 1880 etwa 6 Millionen Windkrafträder im Einsatz gewesen sein, in der Neuzeit sind es 15.000.

(Siehe auch: Geschichte der Windenergienutzung)

Mühlentypen

Die älteste Windmühlenbauweise in Europa war die Bockwindmühle, bei der das ganze Gebäude drehbar gelagert war. Der Bock, auf dem das Gehäuse samt der technisch-mechanischen Konstruktion saß, unterlag besonders starkem Verschleiß und musste alle 30 bis 50 Jahre neu errichtet werden. Er war auch das am meisten gefährdete Bauteil: Bei Sturm drohte die senkrechte Achse abzuknicken und im Krieg brauchte ein Angreifer nur den Bock anzusägen - den Rest erledigte der Wind wenig später von selbst.

Die ganze Mühle konnte abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Das war besonders zu Kriegszeiten wichtig, da Bockwindmühlen häufig auf Wällen und künstlichen Erdhügeln vor den Städten errichtet wurden. Rückte ein Feind an, so wurden viele Bockwindmühlen einfach demontiert und hinter den Stadtmauern eingelagert, um nach dem Ende der Kampfhandlungen wieder errichtet zu werden.

Eine Weiterentwicklung der Bockwindmühle war die Paltrockmühle, bei der das Gebäude auf einem Drehkranz mit Rollen gelagert war, wodurch sich die Stabilität erhöhte.

Eine andere Weiterentwicklung war die Kokerwindmühle, bei der der drehbare Teil des Gebäudes wesentlich kleiner war und das Mahlwerk sich im nicht drehbaren unteren Teil befand.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde in den Niederlanden die Holländermühle (auch Kappenwindmühle) erfunden, ein meistens 8-eckiger Bau auf einem soliden Fundament, bei dem nur die obere Kappe mit dem Windrad drehbar ist. Ihr Vorteil war eine höhere Stabilität, durch die größere Windräder und somit eine höhere Leistung (bis zu 30 kW) möglich wurden. Bei verschiedenen dieser Mühlen wurde zum manuellen Verlagern der Kappe mittels eines Gestänges eine umlaufende Galerie angelegt. Diese Typen werden als "Galerie-Holländer" bezeichnet. Der Galerie-Holländer in Nordenham-Moorsee ist eine der wenigen Mühlen mit einer doppelten Windrose.

Der Tjasker oder auch Flutter ist der einfachste Mühlentyp. Im Wesentlichen besteht er aus einer archimedischen Schraube und einem Flügelkreuz. Erste Erwähnung findet dieser Mühlentyp in einem Lizenzbrief aus Middelburg (NL). Ausgestattet ist diese Mühle entweder mit Brett- oder Segelflügeln. Am meisten verbreitet waren diese Mühlen in den Niederlanden und in den Niederungen in Ostfriesland. Aufgrund der geringen Größe waren diese Mühlen transportabel, daher wurden sie einfach versetzt wenn eine Region trockengemahlen war. Erfunden worden sein soll dieser Bemerkenswerte Mühlentyp um 1598. Die letzten Flutter stehen heute in Riepe, Bedekaspel, Weenermoor und in Grotegaste (Orte in Ostfriesland). Dieser Mühlentyp wird von Hand in den Wind gedreht. Beim Museum Moorseer Mühle in Nordenham (Landkreis Wesermarsch) ist nebenstehendes Bild entstanden.

Anfangs musste der Müller die Mühle noch selbst in den Wind drehen, wozu auf der Mühlenrückseite der so genannte Sterz (auch Steert), ein langer Balken, angebracht war. An seinem Ende sitzt die sog. Kroijhaspel, womit die Mühle in den Wind gedreht wird. Des Weiteren gibt es Binnendreher, die von innen mit einer Kurbel gedreht werden.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Windrose erfunden, ein kleineres Windrad, das die Mühle über ein Getriebe selbständig in den Wind drehte (Windrichtungsnachführung) und die Jalousienflügel. Damit mußte der Müller nicht mehr jeden einzelnen Flügel besegeln, sondern konnte das über eine Zentralsteuerung mithilfe einer Kette vornehmen.

Kampf gegen Windmühlen

Die berühmte literarische Gestalt Don Quijote erblickte in den Windmühlen riesenhafte Gegner, die er zum Zweikampf zu stellen trachtete. Daher bezeichnet die Redensart "gegen Windmühlen kämpfen" heute einen leidenschaftlichen Feldzug gegen eine eingebildete, ungreifbare Gefahr. Miguel de Cervantes, der Schöpfer der Figur, schrieb dazu: Windmühlen muss jeder erkennen, der nicht selber Windmühlen im Kopfe hat.

Siehe auch

Mühle (Technik), Wassermühle, Windenergieanlage, Don Quijote, Historische Mühle von Sanssouci, Automatisierung

Weblinks